Plastik exportieren: Expectation vs. Reality
Deutschland ist Europameister – im Plastik exportieren. Mehrere Hunderttausend Tonnen werden jedes Jahr ins Ausland verfrachtet. Aber warum verschiffen wir unseren Müll in andere Länder?
Die Unmengen an Plastikmüll, die wir Tag für Tag produzieren, können im Inland gar nicht mehr entsorgt werden. Ein Sechstel davon verschifft Deutschland daher jährlich ins Ausland, was 2020 einer unglaublichen Menge von einer Million Tonnen entsprach. Das Ziel sind vorzugsweise Länder des globalen Südens wie Malaysia und auch Indonesien.
Was passiert dann im Ausland mit unserem Müll?
Die Infrastruktur vor Ort ist oft nicht sonderlich gut, weshalb nur ein Teil der Abfälle recycelt wird, während große Teile – zulasten der Umwelt – verbrannt oder deponiert werden. Die entstehenden Emissionen und Rückstände können in Natur, Gewässer und letztlich auch das Meer gelangen und diese verschmutzen.
Wieso trennen wir unseren Müll, wenn dieser sowieso exportiert oder verbrannt wird?
Mülltrennung ist und bleibt wichtig! Zum einen, da Deutschland hauptsächlich industrielle Abfälle wie Folien exportiert. Der Anteil von Haushaltsmüll beziehungsweise Müll aus der gelben Tonne liegt hingegen bei weniger als 2%.
Zum anderen können wir das Recyclingsystem durch sorgfältige Trennung unseres Mülls unterstützen. Je besser wir Produkte aus verschiedenen Materialien separieren und zum Beispiel die Aluminiumabdeckung vom Plastik-Joghurtbecher trennen, desto besser können die Einzelteile in den Sortierungsanlagen zugeordnet und gesammelt werden.
Was haben die importierenden Länder davon?
Plastikmüll ist ein globales Wirtschaftsgut, welches den normalen Marktregeln von Angebot und Nachfrage unterliegt. Im Jahr 2020 lag der Preis für eine Tonne Kunststoffabfall aus Deutschland bei 249 Euro – doch wieso ist dieser Müll so viel wert?
Plastikabfall gilt als Rohstoff. Sorgfältig getrennt und gesäubert kann er recycelt und dann weiterverarbeitet werden, beispielsweise zu Kleidung aus Polyester.
Vertreter*innen der Abfallbranche rechtfertigen damit die eigentlich umstrittenen Plastikexporte: Durch die Wiederverwertung in den Import-Ländern seien die Abfälle Teil einer globalen Kreislaufwirtschaft. Das Plastik wird nach seiner erstmaligen Nutzung nicht verbrannt, sondern wiederverwendet und somit Teil eines Kreislaufs.
Greenpeace kritisiert allerdings, dass der Verbleib und die Verwertung eines Großteils der exportierten Abfälle “vollkommen unklar und unkontrolliert” sei – die Ansicht der Vertreter*innen der Abfallbranche mag insofern eher einer Wunschvorstellung gleichen. Die Umweltorganisation fordert aufgrund der fehlenden Transparenz und potenziellen Umweltschäden ein Verbot jedweder Plastikabfall-Exporte.
Aktuelle Entwicklung
Über die aktuellen Zahlen dürfte man sich bei der Umweltorganisation jedoch freuen, denn Deutschland hat im Jahr 2020 rund 8 Prozent weniger Plastikabfälle exportiert als im Vorjahr. Dieser Trend zeichnet sich bereits seit einigen Ja
hren ab, vor zehn Jahren hat man noch ein Drittel mehr exportiert – knapp 1,5 Millionen Tonnen.
Die Zahlen dürfen einen positiv stimmen und hoffen lassen, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt. Ganz ohne politische Maßnahmen wird sich das Problem allerdings nicht lösen – und daher wahrscheinlich auch noch eine Weile dauern.
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Reduzieren wir Privathaushalte unser Abfallaufkommen und fordern mehr Bewusstsein, erhöht dies auch den Druck auf die Politik, Maßnahmen zu ergreifen! Also, bist du dabei?;)